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Künstlerplakate


sind Plakate, die von Künstlern selbst, für einen bestimmten Anlaß entworfen werden.

 

Der Begriff Künstlerplakat:

Künstlerplakate sind Plakate, die von Künstlern entworfen werden, welche in erster Linie als bildende Künstler im traditionellen Sinne (und nicht als Graphic Designer) bekannt sind.
Für welchen Zweck sie gestaltet werden, ob für eine eigene, eine Gruppen- oder Themen-Ausstellung oder irgendeinen anderen Zweck, ist für die Kategorisierung ebenso unerheblich wie die Technik, in der sie gedruckt werden.
Nichts zu tun haben sie mit den allzu häufig anzutreffenden Ausstellungsplakaten, die eine farbige oder schwarzweiße Reproduktion eines Werkes des Künstlers abbilden, zu der der Aussteller oder der Drucker die Schrift hinzufügt.
Noch weniger zu tun haben sie in der Regel mit "Postern", die ohne jeden werbenden Zweck, meist ohne jegliche Schrift und in hohen Auflagen kommerziell verbreitet werden.

Kriterien:

Die wichtigsten Kriterien für den Wert eines Künstlerplakates sind die künstlerische Qualität des Entwurfs und der Originalitätsgrad.
Eine vergleichsweise geringe Rolle spielen in der Regel die Drucktechnik, die Auflagenhöhe und der Erhaltungszustand.
Von höherem Wert sind Vorzugsausgaben auf Büttenpapier und signierte Plakate.
Den höchsten Originalitätsgrad hat ein Plakat, wenn es in seinen beiden Hauptelementen Schrift und Bild vom Künstler selbst auf den Druckträger (Stein, Platte, Holzstock) gebracht und eigenhändig gedruckt wird.
Ohne Originalitätsgrad ist ein Plakat, wenn es völlig ohne Mitarbeit des Künstlers entsteht.
Zwischen diesen beiden Extremen gibt es viele Zwischenstufen.

Hier einige Beispiele:

- Der Künstler bringt den Entwurf selbst auf den Druckträger, überlässt den Druck aber einem Drucker, überwacht den Druck (häufig bei Picasso, Coczeau, Grieshaber, Wunderlich)
- wie vor, überwacht den Druck aber nicht
- Der Künstler bringt nur das Bild auf den Druckträger, überläßt die Schrift jedoch dem Drucker (häufig bei Chagall, Miro, Max Ernst, Leger, Dufy, Braque)
- Der Künstler liefert den Entwurf (als Zeichnung, Aquarell, Collage...), bestimmt die Drucktechnik, überwacht den Druck (häufig bei Rauschenberg, Johns, Twombly, Janssen, Rainer, Roth, Mavignier, Bill)
- wie vor, bestimmt die Drucktechnik, überwacht den Druck jedoch nicht
- Der Künstler gibt mehr oder weniger umfangreiche Anweisungen zur Ausführung des Plakates.

Es leuchtet ein, daß jeder Zwischenstufe ein unterschiedlich hoher Originalitätsgrad zuzuordnen ist.


Vielfalt der Gestaltung:


Im allgemeinen muß ein Gestalter von Plakaten in erheblichem Umfang auf die Wünscheund den Geschmack des Auftraggebers Rücksicht nehmen.
Dies entfällt beim Künstlerplakat weitgehend, sofern es sich um ein Ausstellungsplakat des Künstlers handelt, da der Künstler ja für sich selber wirbt.
Er ist deshalb in der Wahl seiner Mittel eigentlich frei.
Dies führt zu einer außerordentlichen Vielfalt im äußeren Erscheinungsbild der Künstlerplakate.
Hinsichtlich des Formates z.B. gibt es Plakate in Postkartengröße (Beuys) ebenso wie Plakate in der Dimension von etwa 3 x 6 m (Allen Jones), es gibt runde (Picasso, Byars) wie unregelmäßig geschnittene Plakate (Saura, Christo).
Hinsichtlich des Materials gibt es Plakate auf Seidenpapier (Mack, Tilson), auf Packpapier (Christo), auf Transparentpapier (Arakawa, Sandback, Lüpertz), auf lochgestanztem Karton (Roth, Fonta-na), auf alufolienkaschiertem Karton (Nevelson, Lichterstein), auf Stahlblech (Blake), auf Alufolie (Pistoletto, Snelson, Bonato), auf Holz (Ceroli), auf Gummi (Kuwayama).
Es gibt mit Sand (Mack, Oehm), mit Glimmer (Tinguely), dreidimensionale Plakate (Segal, Bauermeister).
Schließlich gibt es Unikats-Plakate, die meist aus Zeit- oder Geldmangel entstehen (Roth, Rainer, Schultze, Ursula, Lambertin).

Herbert Fritz Lempert, 11/93

 

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